Endometriose ist eine komplexe und meist chronische Krankheit – leider ist eine Therapie mit Medikamenten oder durch eine Operation allein oft ungenügend, um Beschwerdefreiheit zu erreichen. Gemeinsam mit Ihnen finden wir heraus, was Ihnen am besten hilft. Viele unserer Patientinnen haben einen langen, schwierigen Weg hinter sich. Vertrauen, Verlässlichkeit und Respekt zwischen Ärzt*innnen, Therapeut*innen und Patientinnen sind deshalb wichtige Voraussetzungen, um Therapiefortschritte zu erreichen. An unserem Zentrum haben Sie deshalb, wenn immer möglich, Ihre konstante Betreuungsperson.
Bei der Erstkonsultation werden wir im Anschluss an die Anamnese und den Untersuch gemeinsam mit Ihnen einen Behandlungsplan für Sie und Ihre individuelle Situation erarbeiten. Machen Sie sich wenn möglich schon vor dem Termin Gedanken zu folgenden Punkten, welche wir mit Ihnen besprechen werden:
- Besteht Kinderwunsch oder brauchen Sie eine sichere Verhütung?
- Ist die Familienplanung abgeschlossen?
- Was steht für Sie im Vordergrund: die Schmerzen oder der Kinderwunsch (oder beides)?
- Haben Sie schon (positive oder negative) Erfahrungen mit Therapien gemacht?
- Gibt es zusätzliche, belastende Faktoren wie grosser Druck bei der Arbeit / in der Schule, Beziehungsprobleme, usw.?
- Was ist Ihr wichtigstes Anliegen an uns?
Im Folgenden werden die wichtigsten Therapieansätze aufgeführt und kurz erklärt.
Endometriose ist eine hormonempfindliche Krankheit. Die Behandlung mit Hormonen (Gestagenen) ist deshalb möglich und oft sinnvoll. Durch diese Therapie werden die Endometriose- und Adenomyoseherde ausgetrocknet und zurückgebildet (=atrophisiert), solange die Gestagene angewendet werden. Durch die Hormone ist jedoch keine Heilung möglich: Wenn man sie stoppt, können die Endometrioseherde wieder zurückkommen.
Manchmal kann die Situation auch mit einer kombinierten Antibabypille (Pille mit Östrogen und Gestagen) verbessert werden. Wichtig ist, dass diese dann möglichst ohne Pause, im sogenannten Langzyklus, eingenommen wird. Ausserdem soll wenn möglich eine Pille gewählt werden, bei der der Oestrogenanteil möglichst niedrig ist, da Oestrogen das Wachstum der Endometriose fördert.
Unter hormoneller Therapie kommt es meist zu einem Ausbleiben oder zumindest schwächer werden der Menstruationsblutungen. Dies ist ein wichtiges Ziel der Therapie, da damit in der Regel die weitere Ausbreitung (oder nach einer Operation das erneute Auftreten) der Endometrioseherde verhindert werden kann.
Für viele Patientinnen ist diese Therapieform eine gute Lösung. Leider gibt es auch Fälle, bei welchen sie nicht in Frage kommt, ungenügend wirkt oder nicht möglich ist:
- Bei Endometrioseformen, welche nicht so gut oder zu langsam auf eine hormonelle Therapie ansprechen
- Bei Patientinnen, welche unter hormoneller Behandlung an unerwünschten Wirkungen leiden, die sie nicht tolerieren können
- Bei Frauen, welche aktuell Kinderwunsch haben, da die Hormone verhindern, dass ein Eisprung stattfindet
In solchen Situationen können verschiedene andere Therapien (schul- und komplementärmedizinisch, siehe «Angebot» auf unserer Website) unterstützend wirken und bei Kinderwunsch auch die Chance auf eine Schwangerschaft verbessern.
Es ist wichtig zu verstehen, dass es bei Endometriose keinen Sinn macht, auf die Zähne zu beissen und möglichst wenig oder gar keine Schmerzmittel einzunehmen. Im Gegenteil können die Schmerzen so mit der Zeit immer schlimmer werden und chronifizieren. Um das zu verhindern, sollten Schmerzmittel möglichst sofort bei Schmerzbeginn und in genügend hoher Dosierung eingenommen werden. So ist oft eine gute und rasche Schmerzverbesserung möglich. Nehmen Sie die Medikamente hingegen erst dann ein, wenn der Schmerz sehr stark ist, benötigen Sie meist viel mehr Medikamente, um den Schmerz einigermassen erträglich zu machen, und nicht selten nützen die Schmerzmittel gar nicht mehr.
Die bei Endometriose bestehende, chronische Entzündung im Bauchraum verstärkt die Schmerzen. Es ist wichtig, dass Sie Schmerzmittel verwenden, welche antientzündlich (=gegen die Entzündung) wirken, z.B. Produkte, welche Ibuprofen, Acetylsalicylsäure, Diclofenac, Naproxen oder Mefemaninsäure enthalten. Produkte mit Paracetamol sind deshalb etwas weniger geeignet. Manchmal kann ihre Kombination mit anderen Schmerzmitteln jedoch trotzdem sinnvoll sein.
Weitere Medikamente, welche wir insbesondere bei chronischen Schmerzen manchmal einsetzen, sind solche, welche die Schmerzwahrnehmung beeinflussen. Um die beste Einstellung zu finden, arbeiten wir in der Regel zusammen mit unserer Schmerzspezialistin (Anästhesie) und ggf. der Psychiaterin.
Ist eine Operation sinnvoll bzw. notwendig, wird diese praktisch immer minimalinvasiv mittels Bauchspiegelung (=Laparoskopie) in Vollnarkose durchgeführt. Die Laparoskopie hat bei der Operation der Endometriose viele Vorteile, unter anderem den, dass man die Endometrioseherde dank der Vergrösserung viel besser erkennen kann. Nur selten ist ein grösserer Bauchschnitt nötig.
Das durch die Endometriose veränderte Gewebe wird bei der Operation entfernt, und Verwachsungen werden gelöst. Verschiedene Gründe sprechen dafür, dass es wichtig ist, dass die Endometrioseherde vollständig entfernt werden:
- Bei Kinderwunsch: Verbleibende Endometrioseherde können ein für eine Schwangerschaft ungünstiges Milieu im Bauch schaffen
- In Studien fand man Anhaltspunkte dafür, dass eine unvollständige Entfernung der Herde sogar zu einer verstärkten Schmerzwahrnehmung führen kann durch Aktivitätssteigerung der in den Herden verbleibenden Nervenfasern
Nach der Operation wird das entfernte Gewebe histologisch (=feingeweblich) untersucht, um die Diagnose einer Endometriose definitiv zu bestätigen.
Die Beckenbodenphysiotherapie ist ein sehr wichtiger Bestandteil des Behandlungsplans, wenn man im Untersuch Hinweise für eine zusätzliche myofasziale Schmerzursache findet. Bei vielen Betroffenen führen die chronischen Schmerzen ausserdem zu einer veränderten Körperwahrnehmung und zu gesteigertem Schmerzempfinden: Die Physiotherapeutin mit Spezialgebiet «pelvic pain» unterstützt Sie dabei, eine Normalisierung dieser Wahrnehmung zu erreichen.
Unter Physiotherapie stellen sich immer noch viele Menschen eine passive Behandlung mit Massagen und Wickel etc. vor. Dies kann ein Teil der Therapie sein – wichtiger ist jedoch meist Ihr aktives Mitarbeiten und das Umsetzen von Veränderungen im Alltag. Für viele Patientinnen ist die Begleitung durch die Therapeutinnen enorm hilfreich, insbesondere auch vor und nach einer Operation.
Ein Aufenthalt in einer stationären Rehaklinik kann vor allem für Patientinnen, welche einen sehr grossen Eingriff hatten, oder bei solchen mit einer schweren Schmerzchronifizierung sinnvoll sein.
Seit 2017 bietet das Zentrum für Schmerzmedizin in Nottwil ausserdem den Kurs «Schmerzbewältigungsgruppe für Patientinnen mit chronischen Bauchschmerzen» an. Vor allem Patientinnen mit einer deutlichen Schmerzchronifizierung können davon sehr profitieren.
Vielen Patientinnen hilft die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe. Adressen finden sie auf der Website www.endo-help.ch der Schweizerischen Endometriose-Vereinigung.
Sie selbst spielen bei der Therapie eine zentrale Rolle. Jeder Mensch verfügt über Ressourcen, die bei der Bewältigung einer Krankheit und von schwierigen Situationen helfen können. Gemeinsam mit Ihnen finden wir heraus, wie Sie diese Ressourcen aktivieren können, damit Sie der Krankheit und Ihren Beschwerden nicht mehr hilflos ausgeliefert sind. Bei der einen Person kann dies Sport sein oder Ablenkung gemeinsam mit Freunden, bei einer Zweiten kreative Tätigkeiten wie Malen oder Musik, bei der Dritten das Zusammensein mit einem geliebten Haustier – Ihnen dabei zu helfen, die für Sie passende Strategie zu finden, besser mit Ihrer Krankheit zu leben, sehen wir als eine unserer wichtigsten Aufgaben an.

Nicht immer findet man die richtige Therapie auf Anhieb: manchmal müssen verschiedene Medikamente und Therapieansätze ausprobiert werden. Wir begleiten Sie auf Ihrem Weg, der nicht immer einfach ist, mit Geduld, Engagement, Empathie und Humor – und gemeinsam mit Ihnen freuen wir uns, wenn es aufwärts geht!